Heilpädagogik in Regelschulen

Sozial-emotionale Schlüsselfertigkeiten stärken - Heilpädagogisches Training an der Berufsfachschule für Sozialpflege

Seit 2006 wurde innerhalb des Modellversuchs „Integrierte Pflege-Erstausbildung“ an der Berufsfachschule für Sozialpflege der Akademie Schönbrunn das Teilprojekt „Förderung von sozialen Kompetenzen und des Selbstmanagements“ durchgeführt.
Die Schüler der Berufsfachschule erhielten im Unterricht theoretisches und fachpraktisches Wissen. Für das Bestehen, besonders in einem sozialen Beruf, benötigen sie jedoch neben der beruflichen Fachkenntnis auch ein stabiles Selbstkonzept und gute soziale Kompetenzen. Beides war besonders wichtig um mit den hohen Anforderungen und Belastungen, die ein sozialpflegerischer Beruf mit sich bringt, umgehen zu können. Schon in der fachpraktischen Ausbildung wurden die jungen Erwachsenen der Berufsfachschule mit sehr herausfordernden Themen, wie Krankheit, Behinderungen, Sterben und Aggressionen konfrontiert, die bei ihnen adäquate Umgangsformen verlangen.
Die Aufgaben der Heilpädagogik sahen wir hier im Sinne des Reformpädagogen Otto Herz: „Gute Pädagogen stärken die Stärken und schwächen die Schwächen, sie sind vor allem Schatzsucher und keine Defizitnachweiser.“
Unser vordringlicher Anspruch war es in ganzheitlichen Dimensionen und Systemen zu arbeiten. Dies bedeutete, dass die jungen Erwachsenen im Kontext aller ihrer Faktoren und Bedingungen (Stärken, Fähigkeiten, Entwicklungsmöglichkeiten und auch familiäre Lebenssituationen) betrachtet und beachtet wurden. In Anlehnung an Payton gingen wir davon aus, dass sozial-emotionale Schlüsselfertigkeiten von zentraler Bedeutung sind. Die zwei Hauptfaktoren dabei warwn die Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung und die Förderung der sozialen Interaktion.
Den Jugendlichen wurde innerhalb der Trainingseinheiten die Möglichkeit gegeben, eigene Gefühle wahrzunehmen und zu regulieren sowie ein positives Selbstbild und die Fähigkeit der Perspektivenübernahme zu entwickeln. Die Förderung der sozialen Interaktion beinhaltete die Förderung der Kommunikation, der Kooperation und der Verhandlungsfähigkeit. In einem Konflikt sollen z.B. alle Sichtweisen berücksichtigt werden, damit alle Beteiligten die Lösung als zufrieden stellend erleben.
Wir stellten den Schülern Einzel- und Gruppenangebote zur Verfügung. Die Trainingseinheiten wurden in einem geschützten Raum durchgeführt. Nur in Absprache mit den Schülern durften Inhalte nach außen dringen oder mit den Lehrern besprochen werden.
Die Inhalte des Gruppentrainings lehnten sich im 1. Jahr an das „Training des Züricher Ressourcenmodells“ und das „Training mit Jugendlichen- Förderung von Arbeits- und Sozialverhalten“an. Die Trainingseinheiten wurden allerdings nicht als „Programm“ durchgeführt, sondern es wurde flexibel auf Erlebnisse und Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmer und der Gruppe eingegangen. Im 2. Jahr wurde das Training anhand von zwei Theatergruppen durchgeführt. Dazu wurde die Klasse in zwei Gruppen -Frauen und Männer- geteilt, mit dem Hintergrund während des Trainings zusätzlich die Entwicklung eines positiven Frauen- bzw. Männerbildes zu unterstützen. Beide Theatergruppen führten ihre Theaterstücke vor den anderen beruflichen Schulen und am Tag der offenen Tür der Akademie auf und bekamen sehr viel Anerkennung dafür. Das Motto das sich entwickelte war: „Mia gem Voigas“ (Wir geben Vollgas). Dies war Ausdruck eines positiven Selbstwertgefühls und einer guten Energie, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hatte.
Nach zwei Jahren der Zusammenarbeit waren alle stolz auf die Schüler der Integrierten Pflege-Erstausbildung. Nahezu alle Schüler/innen schafften die mittlere Reife. Die Schüler konnten ihre Stärken und Ressourcen entdecken und nutzen diese jetzt in einer anschließenden Fachkraftausbildung.

Verantwortliche Dozentin: Christine Nidermayer