Literaturtipps 2011

Die Literaturtipps auf dieser Seite werden empfohlen von Lehrenden der Fachschulen / Fachakademien für Heilpädagogik

Heidi Fischer / Michael Renner: Heilpädagogik. Heilpädagogische Handlungskonzepte in der Praxis

Lambertus Verlag 2011, 317 Seiten, 23,90 €

"Heilpädagogik. Heilpädagogische Handlungskonzepte in der Praxis" ist ein Literaturhinweis in eigener Sache.

An der Fachschule für Heilpädagogik in Ravensburg ist die Praxisausbildung an eine Heilpädagogische Ambulanz gebunden, die von uns Lehrenden und Studierenden für Eltern und Kinder angeboten wird. Nach über zwanzig Jahren gemeinsamer Arbeit - in der Ausbildung von HeilpädagogInnen einerseits und in der konkreten heilpädagogischen Praxis andererseits - hielten Michael Renner und ich es für angebracht unsere Erfahrungen zu dokumentieren.

   

Unser besonderes Anliegen ist , heilpädagogisches Handeln nicht über die Anwendung therapeutischer oder rein funktionsorientierter Konzepte zu legitimieren, sondern die pädagogische Basis in den Vordergrund zu stellen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Positionen der Heilpädagogik bildet die Perspektive der Lebensweltorientierung den Ausgangspunkt  für die Entwicklung personzentrierter Handlungskonzepte. Dabei ist uns wichtig, personalistisches und systemisches Denken zu integrieren und in diesem Kontext an den Wirklichkeitskonstruktionen bzw. Deutungsmustern aller Handlungspartner anzuknüpfen. Wir sehen darin die Möglichkeit, einen Schritt in Richtung Inklusion vorzubereiten, welcher weder die Inklusionsbemühungen Einzelner noch die der Gesellschaft und ihrer Institutionen überfordert.

   

Der Weg von der Theorie zu den Konzepten, von hier zu den Methoden und konkreten Handlungen wird an den Medien Spiel, Bewegung und Werken beispielhaft aufgezeigt. Diese Medien entfalten nicht nur kathartische sondern auch bildende Wirkungen – diese werden exemplarisch beschrieben.

Die Arbeit mit Eltern, im Sinne von Elternbildung,  wird abschließend - auch im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Relevanz - dargestellt.

   

In dieser Veröffentlichung war uns wichtig, die Vielfalt der heilpädagogischen Handlungsmöglichkeiten zu beschreiben, die Faszination an der Begegnung mit den Menschen in Handlungsfeldern der Heilpädagogik darzustellen und die fachlichen Anforderungen an Menschen in diesem Beruf deutlich zu machen. Das Buch bietet Studierenden an Fachschulen und Hochschulen eine Orientierungshilfe im Fachgebiet des heilpädagogischen Denkens und Handelns und regt auch Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, die bereits im 'Beruf stehen wie auch Lehrende dazu an, sich mit Fragen heilpädagogischer Handlungskonzepte auseinanderzusetzen.  Nicht zuletzt soll das Buch Fachkräfte, wie z.B. ErzieherInnen oder HeilerziehungspflegerInnen, die ihre Kompetenz und ihre Arbeitsmöglichkeiten erweitern wollen, ermutigen, diese Ausbildung zu wagen.

  

(Heidi Fischer, Seminar für Heilpädagogik, Ravensburg)

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Rolf Winiarski: Beratung und Kurzeittherapie mit Kognitiver Verhaltenstherapie

Beltz Verlags Union 2004, 175 Seiten, 32,90 €

Die Kognitive Verhaltenstherapie wird im psychotherapeutischen Alltag in Kliniken, Praxen und therapeutischen Einrichtungen der Jugendhilfe sehr erfolgreich durchgeführt.
Rolf Winiarski gebührt die Ehre, ein Buch für die Praxis der Beratung und der Begleitung von Menschen in schwierigen Lebenslagen geschrieben zu haben.

Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube für Praktiker, die sich schon ein wenig mit der Denkweise der Kognitiven Therapie und  Kognitiven Verhaltensmodifikation beschäftigt haben.

Alle Ebenen der Beratung und des Beratungsprozesses werden anschaulich erklärt und anhand von Beispielen verdeutlicht.
Ein besonderer Leckerbissen für die Leserinnen und Leser ist aus meiner Sicht das Kapitel über die Gefühlsstürme in Beratung und Kurzeittherapie.

Das Buch von Rolf Winiarski eignet sich, aus meiner Sicht, hervorragend für unterrichtliche Zwecke an Fachakademien und Fachschulen für Heilpädagogik , da es ausdrücklich nicht für das psychotherapeutische Arbeitsfeld verfasst wurde.

Es ist leicht verständlich und vermittelt Praxishilfen, die die zukünftigen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen im Feld der Behindertenhilfe und „Sozialen Arbeit“ nutzen können.

(Gerhard Schriegel)

  

(Empfohlen von: Gerhard Schriegel, Edith-Stein-Berufskolleg, Paderborn)

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Beate Wilken: Methoden der Kognitiven Umstrukturierung

Kohlhammer-Verlag 2010, 238 Seiten, 19,80 €

Das Buch ist ein Klassiker im Studium der Psychologie und  in der Ausbildung im Bereich der „Kognitiven Verhaltenstherapie“.
Es bietet aber auch für Heilpädagoginnen und Heilpädagogen einen fundierten und verständlichen Einblick in das Grundverständnis und die Vorgehensweise moderner „Kognitiver Therapie“ und Verhaltenstherapie.
Am Beginn des Buches steht ein, aus meiner Sicht, hervorragender Überblick über die Ansätze von Albert Ellis, A.T. Beck und D.W. Meichenbaum, denen das Verdienst gebührt, zu den Vätern der „Kognitiven Therapie“ zu zählen.
Beate Wilken präsentiert im Hauptteil des Buches eine Fülle von Informationen über die und zum Vorgehen der „Kognitiven Therapie“. Sie untermalt Ihre Darstellungen mit vielen praxisnahen Beispielen und Schaubildern.
Die zentralen Begriffe der dysfunktionalen und funktionalen Kognitionen werden hervorragend beschrieben. Im Anhang findet sich eine kleine Auswahl von sehr guten Praxismaterialien, auch für die Verwendung im pädagogischen Arbeitsfeld.

Gerade für Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, die in der Jugendhilfe und im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeiten, ist dieses Buch als Möglichkeit sich Basiswissen in der „Kognitiven Verhaltenstherapie“ anzueignen und dieses Wissen im pädagogischen Feld und in der Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten zu verwenden,  sehr zu empfehlen.

Das Buch von Beate Wilken bietet besonders Lehrenden an Fachakademien und Fachschulen für Heilpädagogik die Chance, moderne Kognitive Therapie unterrichtlich vorzustellen.
Leider wird die Verhaltenstherapie immer noch mit den Klassikern aus den ersten Jahren des vergangenen Jahrhunderts verbunden. Zu dieser Zeit entwickelte Henry Ford sein erstes industriell gefertigtes Automobil. Die Entwicklungen und Forschungen der vergangenen Jahrzehnte ab der kognitiven Wende werden in den meisten heilpädagogischen Lehrbüchern verschwiegen. (Gerhard Schriegel)

   

(Empfohlen von: Gerhard Schriegel, Edith-Stein-Berufskolleg, Paderborn)

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Martin W. Schnell Markus Dederich (Hrsg.) Anerkennung und Gerechtigkeit in Heilpädagogik, Pflegewissenschaft und Medizin

Verlag: Transcript Januar 2011, 260 Seiten, 25,80 €

Schon immer werden Menschen durch kulturelle, gesellschaftliche, ökonomische, politische und andere Strategien ausgeschlossen. Traditionell spielen hierbei das Schulsystem und die Medizin eine zentrale Rolle. Heute kommt auch der Ethik eine wichtige, die Exklusion flankierende Funktion zu - wenn sie etwa als "Bioethik" Theorien hervorbringt, die beanspruchen, den Wert bzw. Unwert von Menschen und ihre Schutzwürdigkeit bestimmen zu können.
Die Beiträger/-innen des Bandes wirken dieser Tendenz entgegen und erkunden - im Sinne einer als Schutzbereich dienenden nichtexklusiven Ethik - neue Zugänge zu Fragen der Gerechtigkeit und der Anerkennung. Dabei werden ethische Alternativen für die Medizin, die Pflegewissenschaft sowie die Heil- und Sonderpädagogik ausgelotet. Der hierzu eingeschlagene differenztheoretische Weg kann als konsequenter und neuartiger Ansatz verstanden werden, Fragen der Ethik auch in Bezug auf ihre konkrete Anwendung zu bearbeiten.  (Quelle: Verlag)

  

(Empfohlen: Tagung Mainz 2011)

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Markus Dederich: Menschen mit Behinderung zwischen Ausschluss und Anerkennung

Klinkhardt 2001, 235 Seiten, 18,50 €

Ausgangspunkt der Untersuchungen dieses Buchs bildet die These, dass ethische Fragestellungen und eine kritische Reflexion gegenwärtiger Entwicklungen in der Gesellschaft zu den zentralen Aufgaben der Behindertenpädagogik gehören. Die These umfasst zwei unterscheidbare, jedoch zusammengehörende Komplexe: Die Frage nach den ethischen Dimensionen der Pädagogik und die Frage nach der Bedeutung und dem Einfluss sozialer, gesellschaftlicher und kultureller Faktoren für die Lebenswirklichkeit von Menschen mit Behinderungen. Die zweite Frage erhält ihre Relevanz und Brisanz durch gegenwärtig zu diagnostizierende biomedizinische und bioethische Entgrenzungstendenzen sowie "Pathologien des Sozialen", die für Menschen mit Behinderungen neue Gefährdungen und Risiken des Ausschlusses mit sich bringen. Entsprechend der Komplexität des thematischen Feldes wird die ethische Dimension durch pädagogische, soziologische und sozialphilosophische Perspektiven ergänzt und erweitert.

  

(Empfohlen: Tagung Mainz 2011)

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Otto Speck: Schulische Inklusion aus heilpädagogischer Sicht, Rhetorik und Realität

Ernst Reinhardt Verlag 2010, 151 Seiten, 19,90 €

Gemeinsames Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung wird schon seit Jahrzehnten diskutiert und erprobt. Die vor allem von Sonderpädagogen initiierten Ansätze hatten aber nicht immer den gewünschten Erfolg. Nun richten sich neue Hoffnungen auf den aktuellen Begriff der Inklusion. Fortschritte sind - so konstatiert Speck - allerdings bisher eher in der Rhetorik als in der Praxis zu verzeichnen.

Jenseits ideologischer Überzeichnungen versucht er, dem Prinzip des gemeinsamen Lernens durch praktikable Lösungen näher zu kommen, ohne dass die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung zu kurz kommen. Speck geht es um mehr Objektivität in der fachlichen Diskussion und um mehr Klarheit in den Konzepten für die Praxis. (Quelle: Verlag)

 

(Empfohlen von Heidi Fischer, Ravensburg)

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Anne-Dore Stein, Stefanie Krach, Imke Niediek (Hrsg.): Integration und Inklusion auf dem Weg ins Gemeinwesen. Möglichkeitsräume und Perspektiven

Klinkhardt-Verlag, 2010, 272 Seiten, 19,90 €

Die Integrations-/InklusionsforscherInnen-Tagung 2009 hat die gesell-schaftliche Dimension von Integration und Inklusion thematisch in den Mittelpunkt gestellt. Aus dieser Perspektive betrachtet werden Ausschließungsmechanismen und Prozesse der Einbindung in die Gesellschaft und das Gemeinwesen selbst in seiner Verantwortung für die Teilhabe aller Menschen diskutiert.
Im Fokus steht die Frage der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen: wie können inklusive Strukturen ermöglicht und gestaltet werden, die alle Dimensionen gesellschaftlicher Teilhabe umfassen.
Inhaltlich wurde dieser Anspruch umgesetzt in der Auseinandersetzung mit den Schwerpunkten:
- Auf dem Weg ins Gemeinwesen
- Regionale Teilhabeplanung
- Kommunale Bildungslandschaften
- Dimensionen von Teilhabe und Ausschluss
- Weitere Beiträge aus der Integrations- und Inklusionsforschung.

 

(Empfohlen von: Gerhard Schriegel, Paderborn)

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