Bildhauerprojekt mit Jugendlichen - Heilpädagogisches Seminar Würzburg

Raus kommen, Ziele haben, erfolgreich sein - Ein Bildhauer-Projekt mit Jugendlichen

 

In unseren Heimgruppen ist es eine Tradition, dass ein Teil der Faschingsferien für eine Projektarbeit reserviert ist. In diesem Jahr entstand eine Kooperation mit der Jugendlichengruppe der Jungs und einem Dozenten unserer Fachakademie. Geplant wurde ein Bildhauerprojekt, Material sollte Holz sein.

Zusammen mit den Jugendlichen wurde, anknüpfend an ihre momentane Lebenswirklichkeit (Heimaufenthalt) folgendes Projektthema entwickelt.

Raus kommen, Ziele haben, (wieder) erfolgreich sein

Dieses Thema wurde dann in einem dreitägigen Bildhauerworkshop künstlerisch umgesetzt. Dazu wurden verschieden Objekte gestaltet. Es ging bei der Projektarbeit darum, mit der Gruppe, die sich eher motivationslos und in einer ungünstigen Gruppendynamik befand, neue Kompetenzerlebnisse zu vermitteln und Lust am individuellen aber auch gemeinsamen Tun zu entwickeln. Zugleich war Ziel die alte starre Gruppendynamik anzutauen und neue konstruktive Gruppenprozesse zu etablieren.

Um die Jugendlichen in ihrem jugendlichsein anzusprechen haben wir ein Bildhauerprojekt  mit "großen Formaten" gewählt, um deutlich zu machen, dass eine solche Arbeit nur von jungen Männer bewältigt werden kann. Es ging also ganz klar um das Erleben handfester Kompetenzerfahrungen.

Für die Vermittlung der handwerklichen Grundkenntnissen, gelang es uns, zwei Holzbildhauer der Bischofsheimer Holzbildhauerschule aus der Abschlussklasse zu gewinnen. Sie sollten neben ihrem Fachwissen auch als positives Modell für eine gelungene und positve Berufsindentität und Berufsfindung wirken. Beide wurden entsprechend methodisch auf die Arbeit mit unseren Jugendlichen vorbereitet.

 

 

 

Die Durchführung des Projektes fand auf einer Wiese, dem Häckselplatz einer Gemeinde, mit angrenzendem Wald statt. Dort lagen genug Stämme aus Kiefer- und Lärchenholz,  so dass jeder mit seinen Ideen experimentieren konnte. Folgende Objekte wurden gemeinsam gestaltet. 

Ein Stamm mit verschiedenen eingepassten Querbalken.  Dieses Objekt soll das Rauskommen aus dem Heim, das Überwinden der persönlichen Krise symbolisieren.  Jeder Querbalken steht für eine wichtige Fähigkeit, wie durchhalten, mutig sein, sich selbst vertrauen.., die ein Stück aufsteigen und damit Rauskommen symbolisiert.

Als zweites Objekt entstand ein ausgehöhlter Stamm, der mittig halbiert zum Aufklappen verbunden wurde. Er steht für ein "Denk-Mal" Objekt. In ihm werden gleich einer "umgekehrten Litfasssäule" Botschaften der Erzieher an die Jugendlichen hineingepinnt. Dort müssen diese dann entdeckt werden.  Die Botschaften sollen so, für Jugendliche spannend inszeniert, eine gute Wirkung entfalten.

Als drittes Objekt wurde ein symbolisiertes Kanu geschaffen, es steht dafür, dass alle bedingt durch die Gruppensituation, in einem Boot sitzen. Nur durch die Anstrengung aller und durch das Einlassen auf Kompromisse kann ein Ziel angesteuert werden. Außerdem entstanden noch verschiedene individuelle Einzelskulpturen.

Die Jugendlichen hatten sich  zunehmend für die Bildhauerei begeistert und waren sehr motiviert bei der Sache. Sie konnten sich als Gruppe neu erleben und hatten gute Erfahrungen mit Material und Werkzeug. Die beiden Holzbildhauer konnten gute fachliche Anleitung geben und dadurch, dass sie ihr persönliches Werkzeug zur Verfügung stellten, für handfeste Kompetenzerfahrungen sorgen.

 Am letzten Projekttag fuhren wir mit den Jugendlichen zu einer Ausstellung des bekannten englischen Bildhaueres David Nash in die Kunsthalle nach Mannheim. Dort erfuhren sich die Jugendlichen in einem erweiterten Kreis als kompetent und zugehörig. Die Kunshistorikerin, die uns herumführte erfuhr von unserem Projekt und konnte Photos der Objekte sehen. Sie war sehr erstaunt was von den Jugendlichen geleistet wurde und drückte das auch wunderbar aus.

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